
18. April 2008 – Schöpfstraße 18, Innsbruck, Punkt 18:18 Uhr: Die Türen der MiPArt-Galerie öffneten sich erneut – diesmal für die dritte Ausgabe dieser besonderen Reihe, bei der Wissenschaft und Kunst eine inspirierende Symbiose eingehen.
Nach den ersten beiden erfolgreichen Ausstellungen – MiPArt 1 mit Harald Kirchebners Lucky Forever und MiPArt 2 mit Winfried Platzgummers Ars Histologica – wurde mit MiPArt 3 ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Künstler Harald Kirchebner aus Weer präsentierte diesmal ein Werk rund um den „Oroboros“ – jenes uralte Symbol der Schlange oder des Drachen, der sich selbst in den Schwanz beißt.
Der Oroboros als Brücke zwischen Alchemie und Zellforschung
Kirchebners Arbeiten führten die Besucher tief in die symbolische Welt des Oroboros – ein Sinnbild für Unendlichkeit, Wiedergeburt und die Einheit der Gegensätze. In vielen Kulturen – von Indien bis Skandinavien – taucht dieses Motiv auf, auch in der Alchemie, wo es für den ewigen Kreislauf der Natur steht.
Im Rahmen von MiPArt 3 wurde dieser archetypische Kreis neu interpretiert: als Schnittstelle von Kunst und mitochondrialer Forschung. Die Parallelen sind erstaunlich – genau wie der Oroboros vereinen auch die Mitochondrien, als „Kraftwerke der Zelle“, Leben und Energie in einem ewigen, zyklischen Fluss.
Wissenschaft zwischen Struktur und schöpferischem Chaos
In der begleitenden Reflexion betonte Dr. Erich Gnaiger, wie tief die alchemistischen Wurzeln in der modernen Naturwissenschaft reichen. Newtons Kraftbegriff, die thermodynamischen Kreisläufe in den Zellen und die Diskussion über Entropie und Energieeffizienz lassen sich mit den symbolischen Ebenen des Oroboros in Verbindung bringen. Besonders eindrücklich: die Frage, ob der Oroboros negative Entropie „frisst“ – eine Metapher für das Streben der Wissenschaft, Ordnung im scheinbaren Chaos zu entdecken.
MiPArt – Eine offene Tür
MiPArt ist mehr als eine Ausstellung. Es ist ein Dialograum, in dem sich Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen auf Augenhöhe begegnen. Ziel ist es, komplexe Forschung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen – nicht durch Vereinfachung, sondern durch kreative Perspektiven.
Mit MiPArt 3 wurde dieser Anspruch erneut erfüllt: Besucher*innen konnten nicht nur Kunst erleben, sondern gleichzeitig über Thermodynamik, Zellatmung und die philosophischen Dimensionen der Forschung nachdenken.
Ein Ausblick in Licht und Flamme
Mit einem Zitat von Nietzsche endete die Veranstaltung fast so poetisch wie sie begann:
„Leben – das heißt für uns, alles was wir sind, beständig in Licht und Flamme verwandeln.“
Ein schöneres Sinnbild für die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Leben selbst lässt sich kaum finden.